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Russland und Kasachstan: eine Welle von Einreiseverboten

Forschende, Aktivist:innen und Journalist:innen: Für einige kasachstanische Persönlichkeiten wird die Einreise nach Russland unmöglich. Kasachstan wiederum hat Vergeltungsmaßnahmen gegen mehrere russische Staatsangehörige ergriffen.

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Redigiert von: Die Redaktion

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Russisch-kasachstanische Grenze, Photo: Wikimedia Commons

Forschende, Aktivist:innen und Journalist:innen: Für einige kasachstanische Persönlichkeiten wird die Einreise nach Russland unmöglich. Kasachstan wiederum hat Vergeltungsmaßnahmen gegen mehrere russische Staatsangehörige ergriffen.

Irina Mednikova erfuhr es am Flughafen: Die Journalistin, Gründerin des kasachstanischen Jugendinformationsdienstes und Menschenrechtsaktivistin, durfte ihr Flugzeug nach Moskau nicht besteigen. Wie das Nachrichtenportal Orda berichtet, erklärte sie in den sozialen Medien, dass sie keine offiziellen Informationen erhalten habe, die ihre Ablehnung rechtfertigen würden.

Später erfuhr Mednikova vom Flughafenpersonal, dass sie kein Einzelfall war: Mehreren Reisenden aus Kasachstan war in den vergangenen Wochen die Einreise nach Russland untersagt worden, weil sie auf eine Liste „unerwünschter Personen“ gesetzt worden waren.

Am 15. Mai erklärte Didar Smagulov, der in Kasachstan für seinen Kampf gegen Korruption bekannt ist, dass ihm dasselbe Schicksal widerfahren sei. Der Aktivist wollte nach Russland reisen, um einem Freund bei der Lösung eines Rechtsproblems zu helfen. Wie Orda berichtet, erfuhr Smagulov, dass ihm die Einreise in das Land dauerhaft untersagt sei.

70 kasachstanische Forschende abgewiesen

Laut einer Recherche von Radio Azattyq, dem kasachstanischen Dienst von Radio Free Europe, wurde in den vergangenen Jahren rund 70 kasachstanischen Forschenden die Einreise auf russisches Territorium verweigert. Viele von ihnen hätten sich auf die sowjetische Geschichte spezialisiert, insbesondere auf die stalinistische Repression in Kasachstan, heißt es in dem Artikel. Auch kasachstanische Abgeordnete sollen auf der „schwarzen Liste“ stehen, berichtet der russischsprachige Dienst der Deutschen Welle.

Zu den Abgewiesenen gehören laut AOC Sultan Akimbekov, Autor einer Studie über Hungersnöte im Zusammenhang mit der Kollektivierung, und Araılym Musagalieva, Mitglied der staatlichen Kommission zur Rehabilitation von Opfern politischer Repression. Ihre Recherchen decken Grauzonen in der sowjetischen Geschichte sowie von den Behörden begangene Verbrechen auf, die Russland lieber leugnen oder verheimlichen würde.

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Das Profil der Betroffenen zeigt, dass ihre Positionen zu bestimmten Themen in Russland als politisch heikel wahrgenommen werden. Die heroische Interpretation der sowjetischen Vergangenheit stellen sie offen in Frage.

Russland versucht, sich vor jeglicher Kritik aus Kasachstan zu schützen. Ob es sich nun um Aktivist:innen, Journalist:innen oder sogar Forschende handelt – die Betroffenen müssen manchmal im letzten Moment feststellen, dass ihnen die Einreise nach Russland verboten ist.

Reziproke Mittel

Dies ist eine neue Form der diplomatischen Konfrontation, die diskret zwischen Kasachstan und Russland stattfindet. Die Verbote folgen dabei aber einer gewissen Logik der Gegenseitigkeit. Am 27. April 2025 wurde Andrei Grosin, einem russischen Forscher am Institut der GUS-Staaten, die Einreise nach Kasachstan verboten. Der russische Historiker ist vor allem für seine feindselige Haltung gegenüber Kasachstan bekannt, dem er „Russophobie“ vorwirft und dass es eine ähnliche Entwicklung wie die Ukraine verfolge. Zwei Jahre zuvor wurde auch dem russischen Abgeordneten Konstantin Satulin die Einreise nach Kasachstan verboten.

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Laut Deutsche Welle gibt es auch auf der kasachstanischen Seite eine spezielle Liste von Personen, denen die Einreise verweigert wird. Namhaftester Vertreter auf der Liste war der 2022 verstorbene Rechtspopulist Wladimir Schirinowski. Weitere bekannte Persönlichkeiten sind die Fernsehmoderatorin Tina Kandelaki, der Schauspieler Tigran Keossejan, der neofaschistische Philosoph Alexander Dugin, der Politologe Nikita Mendkovitsch sowie die Abgeordneten der Staatsduma Jewgeni Fjodorow, Wjatscheslaw Nikonow und Pjotr ​​Tolstoi. Genug, um Verwirrung in den russisch-kasachstanischen Beziehungen zu stiften.

Aleyna Aydiner für Novastan

Aus dem Französischen von Robin Roth

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